ADHS und Autismus im Zusammenspiel
ADHS und Autismus im Zusammenspiel - Foto von Jakub Żerdzicki auf Unsplash

Impuls trifft Analyse – ein Börsenexperiment

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  • Beitrags-Kategorie:Neurodivergenz
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Die Börse gilt als Inbegriff rationaler Entscheidungsfindung. Kurse werden durch nackte Zahlen bestimmt – so die Theorie. In der Praxis sorgen Angst, Gier und Impulsivität dafür, dass Aktienkurse schwanken wie ein Segelboot im Sturm. Genau hier beginnt unsere Geschichte. ADHS und Autismus im Zusammenspiel und wie wir unsere Stärken gezielt einsetzen.

Kerstin, meine Frau, lebt mit ADHS und Autismus. Ihr ADHS-Anteil sorgt für blitzschnelle Begeisterung: Sie sieht ein Chart, erkennt ein Muster und will sofort einsteigen. Ich hingegen – Roger, Autist mit ADHS-Tendenzen – analysiere jede Kerze drei Mal, suche nach Gegenbeweisen und verwerfe häufig die Idee, bevor überhaupt ein Trade zustande kommt.

Was für Aussenstehende nach Chaos klingen mag, entpuppt sich als perfektes Yin-und-Yang: Kerstins Energie bringt Bewegung in unser Depot, meine Vorsicht verhindert Übertreibungen. Zusammen erreichen wir langfristig bessere Renditen, als wir es allein je könnten.


Unterschiedliche Neurodivergenzen, komplementäre Stärken

Kerstin (ADHS + Autismus)Roger (Autismus + ADHS)
Stark ausgeprägte Impulsivität – schneller MarkteintrittHohes Sicherheitsbedürfnis – Risiko-Checks
Intuitives MustererkennenSystematische Datenanalyse
Mut, Fehler schnell zu korrigierenBeharrlichkeit bei der Strategie

Lektion 1: Impuls plus Analyse ist kein Widerspruch, sondern ein doppelter Wettbewerbsvorteil.

Lektion 2: Neurodivergente Teams sollten Rollen klar verteilen, damit jede Stärke zur Geltung kommt.


Drei Strategien, mit denen wir unser Zusammenspiel trainieren

1. Ampel-Regel für Trades

  • Grün (Kerstin): Sie darf Ideen ungefiltert vorschlagen.
  • Gelb (Roger): Ich prüfe Risiko, Liquidität, News. Dauer: maximal 15 Minuten.
  • Rot (gemeinsam): Wenn wir uns nicht einigen, kein Trade.

Tipp für Unternehmen: Setzen Sie bei Projekten bewusst eine „Grün-Gelb-Rot“-Phase ein. So können schnelle Einfälle geprüft werden, ohne sie im Keim zu ersticken.

2. Time-Boxing statt Endlos-Diskussion

Unsere Regel lautet: 20 Minuten Research, 5 Minuten Entscheidung. Danach wird gehandelt oder verworfen. ADHS-Impulsivität erhält Struktur, Autismus-Bedacht bekommt eine Deadline.

3. Rückblick mit Stärken-Brille

Nach jedem Handel analysieren wir nicht nur Gewinn oder Verlust, sondern auch den Prozess:

  • Wer hat welches Signal zuerst gesehen?
  • Welche Daten fehlten?
  • Welche Stärke war ausschlaggebend?

So vermeiden wir Schuldzuschreibungen und stärken gegenseitige Wertschätzung.


Übertrag auf den Unternehmensalltag

  1. Rollenbasierte Zusammenarbeit
    • ADHS-Talente glänzen in Ideation-Phasen, Sales-Sprints, Krisenreaktionen.
    • Autistische Kolleg*innen brillieren bei Risikoanalysen, Qualitäts­sicherung, Datenmodellen.
      Kombinieren Sie beide in interdisziplinären Duos oder Micro-Teams.
  2. Strukturiertes Feedback
    Verwenden Sie kurze Retro-Formate („Was lief gut? Was lernen wir?“), um Impuls- und Analyse-Typen gleichberechtigt einzubinden.
  3. Psychologische Sicherheit
    Fehlertoleranz ist Pflicht. Wenn Fehler sofort als Lernanlass genutzt werden, trauen sich impulsive Personen, Ideen einzubringen, während vorsichtige Charaktere offener über Bedenken sprechen.
  4. Flexibles Prozessdesign
    • Time-Boxing verhindert endlose Meetings.
    • Optionslisten (z. B. drei Handlungspfade) geben sicherheits­orientierten Teammitgliedern Wahlmöglichkeiten.

Vorteile für Betroffene und Arbeitgeber

Nutzen für BetroffeneNutzen für Unternehmen
Höheres Selbstwertgefühl durch sichtbare Wirkung der eigenen StärkeSchnellere Problemlösungen durch Ideenvielfalt
Reduziertes Konfliktpotenzial dank klarer RegelnGeringeres Risiko durch eingebaute Plausibilitäts-Checks
Besseres Lernen voneinanderInnovativere Kultur, attraktiv für Fachkräfte

Bottom Line: Neurodiversität ist kein Nice-to-Have, sondern ein Performance-Hebel.


Praxis-Impulse für Ihren nächsten Schritt

  • Führen Sie eine „Stärken-Inventur“ durch. Lassen Sie Teammitglieder in drei Sätzen beschreiben, wann sie in den Flow kommen.
  • Testen Sie die Ampel-Regel an einem realen Projekt. Starten Sie klein, reflektieren Sie nach zwei Wochen.
  • Buchen Sie Sparring mit NexoPreneur. Als neurodivergentes Duo kennen wir die Stolpersteine – und die Abkürzungen.

Fazit

Die Börse zeigt exemplarisch, wie unterschiedliche Neurodivergenzen nicht nur koexistieren, sondern sich gegenseitig befeuern können. ADHS und Autismus im Zusammenspiel: Kerstins impulsiver Einstieg eröffnet Chancen, mein defensives Gegensteuern schützt vor Klippen. Dieses Muster lässt sich auf jedes Team übertragen: Mit klaren Regeln, gegenseitiger Wertschätzung und einem Blick auf die jeweilige Stärke entsteht ein Mehrwert, der weit über Rendite hinausreicht.

Neurodiversität bedeutet Vielfalt der Denkstile. Wenn Unternehmen lernen, diese Vielfalt bewusst zu orchestrieren, erzielen sie nicht nur bessere Ergebnisse, sondern schaffen eine Kultur, in der alle Beteiligten aufblühen.

Lassen Sie uns gemeinsam den nächsten Trade wagen – für eine inklusive, innovative Arbeitswelt.

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