Neurodivergenz beschreibt unterschiedliche Arten, wie das menschliche Gehirn Informationen wahrnimmt, verarbeitet und darauf reagiert. Diese Vielfalt an Denk- und Verhaltensweisen bereichert nicht nur das Miteinander im Alltag, sondern auch das Arbeitsleben. Erfahren Sie nachfolgend etwas über die Formen und die Stärken von Neurodivergenz.

Im Folgenden stellen wir einige häufig vorkommende Formen der Neurodivergenz vor. Dabei beleuchten wir sowohl die typischen Merkmale als auch die besonderen Stärken, die Betroffene in den Arbeitsalltag einbringen können. Indem wir mehr über diese verschiedenen Facetten erfahren, schaffen wir die Grundlage für ein inklusives Arbeitsumfeld.

Auflistung von Neurodivergenz und deren Formen und Stärken

1. Autismus-Spektrum-Störung (ASS)

  • Merkmale:
    • Unterschiedliche Wahrnehmung der Umwelt.
    • Intensives Interesse an speziellen Themen.
    • Schwierigkeit beim Erkennen sozialer Signale.
  • Stärken: Oft ausgeprägte Fokussierung auf Details, analytisches Denken und grosses Spezialwissen.

2. Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts-)Störung (ADHS/ADS)

  • Merkmale:
    • Schwierigkeiten, sich über längere Zeit zu konzentrieren.
    • Impulsives oder hyperaktives Verhalten (bei ADHS) bzw. vorwiegend Aufmerksamkeitsprobleme (bei ADS).
  • Stärken: Häufig eine hohe Kreativität, schnelle Ideenentwicklung und viel Energie.

3. Legasthenie (Dysklexie)

  • Merkmale:
    • Probleme beim Erkennen und Verarbeiten von Buchstaben und Wörtern.
    • Schwierigkeiten beim Lesen und/oder Schreiben.
  • Stärken: Oft ausgeprägtes visuelles Denken sowie kreative Lösungsansätze, vor allem in Bereichen, die weniger mit Text zu tun haben.

4. Dyskalkulie

  • Merkmale:
    • Schwierigkeiten beim Erlernen und Anwenden mathematischer Grundlagen.
    • Probleme mit Zahlenverständnis, Rechenaufgaben und Zeit- oder Mengeneinschätzung.
  • Stärken: Können in anderen Feldern (z. B. Sprache, Kunst, Technik) besondere Fähigkeiten entwickeln.

5. Dyspraxie (Entwicklungsdyspraxie)

  • Merkmale:
    • Probleme bei der Koordination von Bewegungsabläufen (Fein- und Grobmotorik).
    • Oft auch Schwierigkeiten in der räumlichen Wahrnehmung.
  • Stärken: Häufig ausgeprägte Problemlösungskompetenzen, da Betroffene viele Tätigkeiten auf eine individuelle Art erlernen müssen.

6. Tourette-Syndrom

  • Merkmale:
    • Unwillkürliche, wiederholte Bewegungs- und Lautäusserungen (Tics).
    • Tics können variieren, sich verändern und in Intensität schwanken.
  • Stärken: Tourette-Betroffene verfügen oft über ein hohes Mass an Konzentrations- und Durchhaltevermögen, wenn sie ihre Interessen verfolgen.

7. Weitere Formen

  • Hochbegabung: Menschen mit einer besonders hohen Intelligenz haben häufig andere Denk- und Lernprozesse und brauchen passende Herausforderungen.
  • Obsessive-Compulsive Disorder (OCD/Zwangsstörung): Betroffene erleben oft wiederkehrende, belastende Gedanken oder Handlungsimpulse. In einigen Bereichen kann der Drang zur Genauigkeit und Perfektion als Stärke dienen.
  • Darüber hinaus können auch psychische Erkrankungen oder andere individuelle neurologische Unterschiede unter den Begriff „Neurodivergenz“ gefasst werden.

Wichtig zu wissen ist, dass wenn Sie zum Beispiel einen autistischen Menschen kennen, dann kennen Sie genau einen autistischen Menschen. Jede neurodivergente Persönlichkeit ist anders, genau so, wie neuronormative Menschen. Bei der Neurodivergenz gilt: Formen und Stärken können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.

Passende Literatur finden Sie hier.