Smalltalk – manche lieben ihn, andere können ihn überhaupt nicht leiden. Smalltalk und Neurodiversität sind zwei Begriffe, die auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben. Doch gerade für Menschen mit ADHS oder Autismus kann Smalltalk schnell zur Herausforderung werden. Doch was heisst das konkret? Während sich einige scheinbar mühelos über das Wetter, das letzte Grillfest oder die neuste Mode unterhalten, führt genau dieses lockere Geplauder bei anderen zu Stress, Überforderung oder Desinteresse.
Im Folgenden liest du einen Originaltext, der dieses Phänomen humorvoll auf den Punkt bringt. Er zeigt, wie sehr Smalltalk polarisieren kann und welche kreativen Lösungsideen es dafür gibt.
Ein Fundstück zum Thema Smalltalk
„𝗦𝗺𝗮𝗹𝗹𝘁𝗮𝗹𝗸 – 𝗠𝗲𝗶𝗻 𝗽𝗲𝗿𝘀𝗼̈𝗻𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲𝗿 𝗘𝗻𝗱𝗴𝗲𝗴𝗻𝗲𝗿
Kennen Sie das? Jemand sagt: ‚Hast du gesehen, die Sonne scheint! So schön!‘ Und ich denke mir nur: Ja, natürlich scheint die Sonne, sonst wäre es ziemlich düster auf der Erde.
Oder: ‚Bist du auch schon da?‘ Nein, ich bin noch unterwegs …
Ich als neurodivergente Person verstehe den Sinn und Zweck von Smalltalk einfach nicht. Mehr noch, es überfordert mich und ich kann nichts dazu beitragen. Meetings sind für mich oft eine Herausforderung. Erst wird 15 Minuten darüber geredet, wer den neuesten Grill hat, welche Krankheiten jemand hat und wer wo, wie, warum und sowieso.
𝗠𝗲𝗶𝗻 𝗩𝗼𝗿𝘀𝗰𝗵𝗹𝗮𝗴:
Wie wäre es, wenn wir in Zukunft zwei Zeiten für Treffpunkte einführen?
08:45 Uhr: Treffpunkt für alle neuronormativen Menschen. Sie können sich nach Herzenslust über Wetter, Grills, Autos, Make-up, Urlaub, Kleidung, Kita etc. austauschen.
09:00 Uhr: Treffpunkt für alle neurodivergenten Menschen (Und die, die auch gerne auf den Punkt kommen). Wir werden nicht über solche Themen ausgefragt und können direkt zum Wesentlichen kommen.
Was meinen Sie? Wäre das eine Möglichkeit?“
Warum ist Smalltalk für viele so schwierig?
Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie herausfordernd Smalltalk und Neurodiversität manchmal sein können – vor allem, wenn sich Menschen nicht auf einer kommunikativen Ebene treffen. Aus neurodivergenter Sicht – zum Beispiel bei ADHS, Autismus oder Hochsensibilität – kann Smalltalk schnell anstrengend wirken. Die harmlosen Themen, die für „neuronormative“ Menschen ein nettes Warm-up sind, erscheinen anderen sinnlos oder langweilig. Auch fehlen manchmal die ungeschriebenen Regeln, um solche Unterhaltungen zu lenken oder sich einzubringen.
Gleichzeitig empfinden viele neurodivergente Personen, dass sie lieber „direkt zur Sache“ kommen möchten. Sie haben das Gefühl, Zeit zu verschwenden oder sich in Oberflächlichkeiten zu verlieren, während wichtige Informationen auf der Strecke bleiben.
Zwei Zeiten – eine (humorvolle) Lösung
Die vorgeschlagene Idee, einfach zwei verschiedene Zeiten für ein Treffen anzubieten, klingt im ersten Moment vielleicht absurd – hat aber durchaus Charme. So könnten jene, die sich gerne über Grillmodelle, das Wetter oder Make-up austauschen, früh auftauchen und sich dabei austoben. Wer kein Interesse an diesen Themen hat, kommt eben 15 Minuten später dazu und steigt gleich ins Hauptthema ein.
Ob sich das in der Praxis durchsetzen lässt, sei dahingestellt. Trotzdem regt dieser Vorschlag zum Nachdenken an: Warum eigentlich sind wir so fixiert auf Smalltalk? Und wie könnten wir unsere Gesprächskultur anpassen, damit alle Beteiligten sich wohler fühlen?
Respekt für verschiedene Kommunikationsbedürfnisse
Smalltalk ist nicht per se schlecht. Für viele Menschen dient er als Türöffner und angenehmer Start in ein Gespräch. Doch gleichzeitig sollten wir akzeptieren, dass andere genau damit ihre Schwierigkeiten haben – und das nicht aus Unwillen, sondern weil sie schlicht anders „ticken“. Um Smalltalk und Neurodiversität in Einklang zu bringen, kann es helfen, vorab klare Absprachen zu treffen oder die Themenwahl im Team bewusst zu steuern.
Wer weiss, vielleicht hilft schon ein bisschen mehr Rücksichtnahme und Verständnis auf beiden Seiten, damit sich weder die einen noch die anderen ständig unwohl fühlen. Und wer wirklich keine Lust auf Grill- oder Make-up-Themen hat, könnte ja künftig einfach ein paar Minuten später erscheinen – ganz nach dem Motto: „Erst Smalltalk, dann Klartext.“
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